Sonntag, 22. November 2015

TINDER: Gedated wird immer ...



Das Dating-Portal Tinder ist in der vergangenen Woche an die Börse gegangen. Tinder gehört zur Match Group, zu der auch Neu.de und Friendscout gehören. Der IPO-Preis lag bei 12 USD, am Ende der Woche lag die Aktie bereits bei 15 USD. Während die Match Group Aktie noch nicht bei wikifolio zu kaufen ist, ist die Muttergesellschaft InterActiveCorp kaufbar.

InterActiveCorp (IAC) besitzt nach dem erfolgreichen Börsengang noch rund 86% an Match Group, die Tochter wird an der Börse bereits mit 3,6 Mrd. USD bewertet. Die Marktkapitalisierung von IAC liegt bei 5,1 Mrd. USD. Das Geschäft von IAC gliedert sich in folgende Bereiche auf: 

(1) Search, hier kommen rund 40% der Umsätze (und Gewinne) her. Ein Großteil ist auf Google zurückzuführen. Mit den Q3 Zahlen lagen sowohl Umsätze als auch Gewinn über den Markterwartungen. Die bekannte Marke heißt hier ask.com (ask.com ist ein Internetportal, das ursprünglich als Suchmaschine funktionierte, inzwischen aber nur noch Antworten aus einem festen Frage-Antwort-Reservoir generiert.

(2) Match Group hier kommen ca. 30% der Umsätze her, aber 50% der Gewinne. Der Bereich wächst sehr deutlich. Die wichtigsten Marken sind Tinder, Neu.de und Friendscout.

(3) Ecommerce hier werden 15% der Umsätze und 5% der Gewinn erwirtschaftet eine bekannte Marke ist HomeAdvisor.com. Der Bereich konnte im letzten Quartal das stärkste Wachstum zeigen. 

(4) Media dies ist noch ein kleiner verlustträchtiger Bereich. Die wichtigste Marke heißt Vimeo. Das Portal ermöglicht die Erstellung sogenannter persönlicher Streams, in dem Videos anderer Benutzerprofile gesammelt, kommentiert und bewertet werden können. Darüber hinaus sind die Videos des Portals auch über die Set-Top-Box Apple TV zu empfangen.

Zur Modellierung eignet sich aus meiner Sicht vor allem ein DCF-Modell. Hierbei werden folgende Annahmen genutzt: ein langfristiges Umsatzwachstum von 4% bei einer EBIT-Marge von 16-17%. Dies liegt zwar deutlich über der Historie, kann aber vor allem durch die hohe Marge von Tinder erklärt werden. Die Steuer steigt von heute 15% wieder auf 30%. Die Investitionsausgaben werden lediglich bei 80 Mio. USD gesehen. Die Kapitalkosten werden bei 9,25% gesehen. Aus diesen Annahmen ergibt sich ein fairer Wert von rund 70 USD.

Neben der attraktiven Bewertung sprechen folgende Punkte für IAC:

Tinder wird weiter wachsen und Datingseiten gehören zunehmend zum sozialen Umgang – „gedated wird immer!“

IAC wird sukzessive die Match Group Beteiligung abbauen und das Geld lukrativ investieren. Eine erste Akquisition wurde mit Angie’s List (Handwerkerseite) bereits angekündigt.   

Mittelfristig sollte die Gesellschaft rund 500 Mio. USD free cash flow generieren. Dieser wird wohl zunehmend für Aktienrückkäufe ausgegeben.

Mit rund 1% wurde eine erste Position aufgebaut. Die Fundamentals sind aus meiner Sicht sehr interessant. 

Monatsbericht zum 22.11.2015 - wikifolio nirvana global resources


Mein Portfolio wikifolio nirvana global resources verlor im letzten Monat rund 8%. Dies war vor allem dem Druck bei den Goldminen, schwächeren Rohstoffnotierungen und dem starken USD zurückzuführen. Im Zeitraum wurden drei Transaktionen – alles Käufe – durchgeführt. Der Investitionsgrad liegt bei 99%.


Der Fokus ist weiterhin vor allem auf die Notenbanken gerichtet. So sind Aussagen der EZB – zu wenig Inflation in Europa – dahingehend zu verstehen, dass man eine weitere lasche Geldpolitik fährt und dies möglicherweise noch verstärken wird. Dies sollte positiv für den Gesamtmarkt sein.

Umgekehrt wird die USA wohl im Dezember den ersten Zinsschritt beginnen. Falls dieser nicht käme würden die Aktienmärkte trotz des billigen Geldes wohl eher verlieren. Da man dann sagen würde, die Wirtschaft ist doch schwächer als befürchtet. Daher würde der erste Zinsschritt in den USA wohl positiv gewertet werden.

Hinzu kommt, dass Saisonalität aktuell sehr positiv für den Aktienmarkt ist, die noch durch die Tatsache verstärkt wird, daß die US Märkte auf Jahressicht bisher kaum Zugewinne aufzuweisen haben und einige Markteilnehmer ihre Performance noch verdienen müssen. Normalerweise ist der Monat Dezember schon der beste Monat für die großen US-Indizes. Im Schnitt können die Indizes in den letzten Wochen des Jahres rund 2% zulegen. Was aber in diesem Jahr das ganze Setup noch attraktiver macht, ist die Tatsache, dass es seit 1950 nur 10 Jahre für den S&P 500 gab, in denen der Index vor bzw. zu Thanksgiving mehr oder weniger unverändert zum Jahresanfang da stand (+/- 5%). In 9 von diesen 10 Jahren gab es nochmal eine kräftige Rally bis zum Jahresende, die im Schnitt sogar mehr als 3% Zugewinne brachte. Alles in allem also weiterhin ein sehr gutes Marktumfeld.

Problematisch in der Betrachtung ist vor allem die Entwicklung des Dollars. Ein starker Dollar (durch expansive Geldpolitik in Europa und restriktive in den USA und damit dem Ausweiten der Zinsparität) ist meist schlecht für die Rohstoffe. Fallende Rohstoffpreise – vor allem wegen einer flacher werdenden Kostenkurve – sind negativ für die Rohstoffunternehmen, auch wenn diese durch das höhere Beta von einer positiven Marktreaktion profitieren sollten.

Die aktuelle Positionierung sieht wie folgt aus: 25% Goldminen, 17% Diversifieds, 22% Uran und (inklusive Doppelzählung) 45% Kupfer.

Schaut man sich die einzelnen Rohstoffe an. Bei Uran hat sich weiterhin nichts geändert. Cameco schwankt in geringeren breiten und der Uranpreis ist wie zementiert bei rund 36 USD je Pfund. In dem doch eher enttäuschenden Quartalsreporting ging das Unternehmen wie folgt auf das Marktumfeld ein: Weiterhin werden 65 Reaktoren neu gebaut – mit Abstand am meisten in China (24). Die potenzielle Lücke zwischen Nachfrage und Angebot sieht das Unternehmen bei 15% mittelfristig bis 2024 sogar bei 64%. Mit seinen Minen McArthur River, Cigar Lake, Rabbit Lake (alle in Kanada) und Inkai (Kasachstan) fördert man 30% der Weltproduktion. Im aktuellen Umfeld generiert die Gesellschaft ein EBITDA von 0,7-1 Mrd. CAD bei Investitionen – hauptsächlich Wartung – von 400 Mio. CAD, so dass die Gesellschaft über einen free cash flow von rund 400 Mio. CAD verfügt. Der entweder für Akquisitionen oder Dividenden (Rendite rund 2,5%) genutzt werden kann. Allerdings scheint es derzeit die Strategie von Cameco zu sein, das schlechte Umfeld auszusitzen.

Bei der größten Position Bougainville gibt es weiterhin nichts neues. Eine Anfrage meinerseits bei Rio Tinto blieb bisher unbeantwortet. Rio Tinto hatte vor im August 2014 angekündigt alle Optionen bezüglich Bougainville zu prüfen. Seitdem ist bisher nichts geschehen. Sobald die Antwort von Rio Tinto kommt, wird diese unter meinen Kommentaren zusammengefasst.

Ebenfalls wenig erfreulich war der Monat für BHP. Beim australisch-britischen Unternehmen ist ein (Tailing-)Damm gebrochen und hat mehrere Menschen in den Tod gerissen. Das Unglück fand im JV Samacor in Brasilien statt. das JV wird von Vale geführt und BHP ist zu 50% beteiligt. insgesamt sehe ich den Wert von Samacor bei gesamt 8 Mrd. USD. BHP hat mit dem Dammbruch ca. 15 Mrd. USD Marktkapitalisierung verloren. Der Ausfall der Mine sollte dazu führen, dass rund 25 Mio. t Eisenerz vom Markt verschwindet, mit entsprechenden Preisimplikationen. Generell muss man für 2015 sagen: Eisenerz hält sich vermeintlich gut.

Was sich überhaupt nicht hält ist Kupfer. Das Kupferpreisniveau ist bei knapp über 2 USD je Pfund und damit auf einem Niveau, was vor 2 Jahren undenkbar war. Fast täglich werden Kapazitätskürzungen bekanntgegeben. Gleichwohl reagiert der Preis nicht. Dies ist unter anderem auch mit dem Verhalten von Codelco zu erklären, die aufgrund des niedrigen chilenischen Peso weiterhin voll produziert und dadurch die Profitabilität der Industrie stark einschränkt. Vor allem afrikanische Länder sehen aktuell Kürzungen (Glencore in Sambia und Kongo).

Ich bleibe weiterhin positiv auf Kupfer, obwohl dies zunehmend schwer fällt. Aber eine steigende Stromnachfrage braucht Kupfer. Der nächste 5-Jahres-Plan in China (März 2016) sollte ein möglicher Katalysator für den Kupfermarkt sein. Bis dahin werden vor allem Kapazitätskürzungen den Markt bestimmen.

Gold war im Wochenverlauf wieder eine Katastrophe. Zwar ist die Liste für Kaufargumente bei Gold sehr lange, gleichwohl handelt das Edelmetall vor allem auf die Stärke des US-Dollars und die bevorstehende Zinserhöhungen. Während ich das Argument starker US-Dollar akzeptiere obwohl wir uns in einem Währungskrieg befinden, habe ich Schwierigkeiten 25 BP höhere Zinsen als negativ für Gold (wegen höheren Opportunitätskosten) zu sehen. Ich finde für Gold sprechen derzeit vor allem folgende Punkte: (1) Abwertung der meisten Währungen, (2) Kauf vieler Zentralbanken, (3) gute Nachfragesituation (siehe meinen Blog: http://wfnirvana.blogspot.de/2015/11/wesentliche-punkte-aus-dem-report-gold.html) (4) Meinungsbildner wie Goldman und JP Morgan stehen auf der Kaufseite (allerdings nicht bei Kommunikation) und (5) erste Zeichen für inflationäre Tendenzen (siehe meinen Blog: http://wfnirvana.blogspot.de/2015/11/was-sind-bisher-die-trends-der.html) und (6) weltweit zunehmende Angst durch Terrorakte. Daher auch wenn es weiter weh tut, bleibt die bestehende Goldposition mit rund 25% bestehen.

Während ich weiterhin nicht erfreut über die Perfomance des wikifolios bin, hoffe ich vor allem auf die Saisonalität und halte die Struktur weiterhin bei.